In einem Ashram im heiligen Rishikesh

Mit Meditation in den Tag starten

Es ist noch stock duster, als ich mich um 5:20 Uhr aus meinem Zimmer schleiche und mich in die eine Etage höher gelegene Yogahalle begebe. Die Halle ist schon gut gefüllt. Doch es herrscht konzentrierte Stille-alle schweigen. Ich finde einen leeren Platz in der hinteren Ecke und rolle meine Yogamatte auf dem Holzfußboden aus. Dann finde ich einen stabilen Sitz auf meinem Yogablock, schließe meine Augen und fange an zu atmen. Nach wenigen Minuten erklingt eine angenehme Frauenstimme, die uns durch die nächste zwanzigminütige Meditation führt. Wir sollen innerlich das Mantra „Soham“ chanten und dabei mit unserer Mala zählen.

Yogastunde mit Guru ji

Nach der Meditation verweile ich noch etwas mit geschlossenen Augen im Sitz und mache dann kleinere Dehn- und Streckbewegungen. Als ich meine Augen öffne, fließt auch schon der Guru mit seinem strahlenden Lächeln durch die Tür der Yogahalle und platziert sich freundlich vor uns auf ein kleines Podest, sodass wir ihn alle gut sehen können. Mittlerweile ist die Yogahalle noch voller geworden. Guru ji ist nicht immer in Rishikesh und es ist etwas Besonderes ihn als Lehrer zu erleben.

Ich selbst bin gespannt, was heute mit mir während des Unterrichts passieren wir.

Die nächsten zwei Stunden sind ein Fließen von Asanas, Mudras, Pranayama und Mantras. Alles wird zu einer Einheit und ich spüre, wie ich durch alle fünf Schichten, vom physikalischen Kosha bis zu mir selbst, meiner Seele, durchdringe. Mich ganz spüre.

Nach der Yogastunde fühle ich mich wie neu geboren, ganz sauber und rein. Unbelastet.

Indische Rituale

Mit einem positiven Lebensgefühl gehe ich hinab zur offenen Gebetshalle um an der Feuerpuja teilzunehmen.

Die ersten Schüler sitzen mit Guru schon um die Feuerstelle und chanten das Gaytri Mantra. Mehr und mehr von uns stoßen hinzu und gemeinsam singen wir uns durch verschiedene Gebete und Mantras, zu denen verschiedene Zeremonien gehören. Es ist nun schon mein dritter Tag im Ashram und ich freue mich darüber, wie gut ich mittlerweile durch die Sanskrit-Texte und -Melodien komme.

Yogische Ernährung

Nun bin ich ordentlich hungrig und freue mich auf das Frühstück. Immerhin ist es nun auch schon 8:30 Uhr und ich habe eine intensive Yoga Praxis hinter mir.

Das Frühstück ist einfach, aber gut. Karma Yogis verteilen hintereinander frisches Obst, einen leckeren Getreidebrei, getrocknete Datteln und flaches Brot. Dazu gibt es Kräutertee. Alle Stimmen ein Mantra an, dann wird schweigend gegessen. Bis nach dem Frühstück ist immer noch „Ruhezeit“.

Der heilige Ganges

Nach dem Frühstück begebe ich mich hinab Richtung Ganges. Zunächst geht es dafür über die Laxman Jula, einer wackligen Hängebrücke bevölkert von vielen Pilgern und einigen Affen. Immer wieder zwängt sich ein mutiger Motorradfahrer durch die Menge. Hier unten am Ganges ist alles gar nicht mehr still und viel mehr lebendig. Aus den unzähligen Ashrams ertönen heilige Mantra-Gesänge, indische Pilger drängeln zu den verschiedenen Tempeln und Backpacker sitzen gemütlich in einem der vielen netten Cafés bei einem Frühstück zusammen.

Ich schlendere ein wenig an den Läden entlang und überlege, ob ich mir für den nächsten Tag eine Massage buchen soll. Dann laufe ich weiter Richtung Ganges und schon sehr schnell wird alles wieder sehr ruhig. Ich finde einen kleinen Felsen und lasse meine Füße im eiskalten und klaren Gangeswasser baumeln, während ich aus den Blickwinkel einem Sadhu bei seiner Morgenwäsche beobachte.

Ein regelmäßiger Alltag

Schließlich breche ich auf und laufe zurück zum Ashram für ein leichtes Mittagessen bestehend aus Reis, Linsen und Fladenbrot, sowie etwas Salat.

Den Nachmittag nutze ich für mein eigenes Yoga-Studium und blättere durch ein Buch, das ich mir aus der Ashramsbibliothek geliehen habe.

Um 16 Uhr startet dann die nachmittägliche Yogastunde. Heute auf der Dachterrasse, denn das Wetter ist schön und nicht zu heiß.

Die Stunde wird von einem Schüler des Gurus unterrichtet und ist entspannt und schön, nicht ganz so intensiv wie die morgendliche Stunde mit dem Guru und ich bin ganz dankbar darüber.

Heiter und in guter Stimmung begeben wir uns nun ein drittes Mal zum Essen in die Halle. Auch jetzt nimmt sich wieder jeder seinen Teller und Besteck und findet einen Platz auf einem Leinentuch am Boden vor einem kleinen Holztisch.

Das Abendessen ist immer etwas aufwendiger und wir bekommen neben Reis, Brot und gelben Linsen, auch ein leckeres Kürbisgemüse. Dazu gibt es wahlweise Ghee, Olivenöl oder Kokosöl. Mir schmeckt es und ich unterhalte mich dabei angeregt mit einer Yogaschülerin aus Brasilien.

Heute ist Donnerstag und jeden Donnerstagabend werden Khirtan (spirituelle Lieder) gesungen. Es wird ein schöner Abend mit viel Licht, Wärme und schönen Klängen.

Um 22 Uhr heißt es dann Licht aus und ich begebe mich in einen erholsamen, traumlosen Schlaf und freue mich auf den nächsten Tag.

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