Kichadi und Shank Prakshalan

Ayurvedisch- Yogische Reinigungskur

Als ich hörte, dass wir eine dreiwöchige Ausgangsperre haben werden, geriet ich kurz in Panik und erklärte meinem Freund direkt, dass ich dann eine Fastenkur einlegen werde. Zum einem war ich überzeugt, dass ich bei drei Wochen nur zuhause ohne „Auslauf“, das Essen schnell zu meinem Lebensmittelpunkt machen würde und so eine starke Gewichtzunahme befürchten musste, zum anderen bestand auch die Sorge, durch die Ausgangssperre nicht an Lebensmittel zu gelangen, was eine Fastenkur unumgänglich machen würde.

Letztere Befürchtung hatte sich schon am zweiten Tag als grundlos herausgestellt. Wir würden weiterhin jeden Morgen einkaufen gehen können und hatten zudem einen guten Vorrat an Reis und Linsen.

Auch die erste Befürchtung setzte glücklicherweise nicht ein. Ich denke hier hilft vor allem meine disziplinierte Morgen Yoga Einheit, die den ganzen weiteren Tag Struktur, Licht und Positivität gibt.

 Fasten war also nicht mehr nötig und die Beweggründe waren eh nicht die besten.

Dennoch setzte sich die Idee irgendwie in meinem Hinterkopf fest und schlummerte dort etwas vor sich hin.

Ich begann mit meinem Ayurveda Online Kurs und setzte Ayurveda täglich praktisch um, was auch zu mehr Disziplin in der Ernährung führte.

Zudem wollte ich ja schon seit Längerem etwas für meine Darmgesundheit tun, ob Unverträglichkeiten, eine zu schwache Verdauung oder die Nachwirkungen eines indischen Keimes hinter meinen Problemen steckten, wusste ich nicht. Ausgeschlossen habe ich natürlich durch Testung einen akuten Befall, was in Indien gerne und leicht passieren kann.

Ayurveda beschäftigt sich viel mit der Verdauung. Um Agni, dem Verdauungsfeuer, kommt man bei einem Ayurveda Studium nicht herum. Praktisch fast alle Leiden sind im Ayurveda auf a) falschem Lebensstil und b) falscher Ernährung zurückzuführen.

Ayurveda setzt da an, wo unsere Schulmedizin oft aufgibt. Sie schaut sich nicht nur das Symptom, sondern den Patienten und sein Umfeld als Ganzes an und setzt dann da an, wo wir ein unausgeglichenes Leben führen, das auch unsere Konstitution (Prakruti) ins Ungleichgewicht bringt. Das macht uns (chronisch) krank.

Ayurveda empfiehlt als leichte Reinigungskur, neben dem großen Pancha Karma, eine Kichadi (auch Kichidi) Kur.

Kichidi ist ein Brei aus gekochtem Reis, grünen Linsen (Moong Dal), Kurkuma und Salz und ist das Yogi-Ayurveda Essen schlechthin.

einfacher Kichidi (Rezept weiter unten)

In Indien wird der Brei vor allem Kranken gekocht. Aber auch für disziplinierte Yogis ist der Brei mit gekochtem Gemüse kombiniert die Grundmahlzeit.

Die jetzige Ausgangsperre nimmt mir auf der einen Seite meine physische Freiheit, aber sie schenkte mir im Gegenzug viel Zeit und Ruhe. Genau die beiden Faktoren, die so wichtig bei einer Kur sind.

Kichadi Rezept

Bereits während meiner Yoga Lehrerausbildungen hatte ich zweimal Shank Prakshalan  durchgefüht. Shank Prakshalan ist neben den sechs kleineren Reinigungsübungen, den Shat Karmas, eine größere Reinigung des gesamten Margen- Darmtraktes.

Dabei trinkt man tassenweise warmes Salzwasser und macht dazwischen 5 dynamische Asana bei denen der Verdauungstrakt ordentlich gedrückt und gewrungen wird. Nach ca. 6 Tassen Salzwasser passiert dann das Unvermeidliche: der erste Toilettengang.

Weiter geht es, Tasse für Tasse, bis irgendwann fast “klares Wasser“ ausgeschieden wird. Das sollte nach ca. 16 Tassen geschehen.

Yogis empfehlen diese Reinigung zweimal im Jahr, im Frühling und Herbst, durchzuführen.

Die Reinigung muss wie das Fasten vernünftig vor- und nachbereitet werden. Dazu gehört, sich vorher für ein paar Tage sehr leicht mit gekochtem vegetarischen Mahlzeiten und ohne Kaffee zu ernähren. Danach MUSS für zwei Tage der Kichidi Brei mit viel Ghee gegessen werden, um die Darmwand wieder einzuölen.

Ich empfehle diese Reinigungskur nur unter Aufsicht und Anleitung eines geübten Yogis und besser sogar in einem geschützten Raum, wie einem Ashram, durchzuführen. Daher gebe ich hier auch keine weiteren Anleitungen zur Durchführung.

Denn diese Reinigung kann auch gefährlich sein, wenn man zum Beispiel das Salzwasser nicht im richtigen Verhältnis mischt oder nicht vernünftig nachbereitet, sich nicht die Ruhe und Zeit nimmt, die einfach erforderlich ist.

Auf Grund meines Vorwissens und den aktuellen Gegebenheiten war für  mich war die Kichidi Kur mit dem Shank Prakshalan die ideale Kombination, um mich um meine Verdauung zu kümmern, mich zu reinigen und Ayurveda zu üben.

Ich konnte mich ganz gelassen für eine Woche mit leichter Schonkost auf das Shank Prakshalan vorbereitet und habe auch am Tag davor nur Kichidi gegessen.

Trotzdem war das Shank Prakshalan selbst  sowohl eine unglaublich anstrengende Prozedur, als auch sehr Augen öffnend. Zwar kamen bei mir dankenswerter Weise  keine Haare oder andere unverdaute Utensilien zum Vorschein (wie in manchen Beschreibungen angekündigt), doch war das, was dann kam, auch nicht schön und ich bin froh, dass es raus ist.

Nach 18 Tassen Salzwasser und mindestens so vielen Toilettengängen war ich sehr geschwächt. Aber ich konnte mir wie empfohlen an diesem Tag viel Ruhe gönnen und war mit zwei Mahlzeiten aus einfachen, sehr suppigen Kichidi mit viel Ghee zufrieden.

Schon nach der ersten  leichten Mahlzeit fühlte ich mich gestärkt und glich den ganzen Tag über meinen Flüssigkeitshaushalt mit einem Tee, bestehend aus Fenchel-, Koriander- und Kreuzkümmelsamen aus (auf einen Liter jeweils einen Teelöffel).

Auch am Tag zwei gab es Kichidi. Diesmal jedoch aufgepeppt mit etwas gekochtem Gemüse und gerösteten Ingwer, Kreuzkümmel und Senfsamen.

Nach drei Tagen Kichidi reflektierte ich für mich:

  1. Für Fasten und Monodiäten bin ich nicht so geeignet. Ich denke dann ständig ans Essen, auch weil der Kichidi nicht so lange vorhält und ich als Pitta-Mensch einen ganz guten Umsatz und spätestens nach 2 bis 3 Stunden hatte ich schon wieder Hunger.
  2. Kichidi mit Gemüse und etwas aufgepeppt mit leichten Gewürzen, die auch gut für die Verdauung sind, kann Kichidi eine ausgewogene und befriedigende Mahlzeit sein.
  3. Kichidi dreimal am Tag ist jedoch etwas einseitig, vor allem wenn der Alltag ja eh nicht so aufregend ist zurzeit.
  4. So wie mein Freund und ich mich zurzeit ernähren (vegetarisch, frisch zubereitet, mit guten Gewürzen, Linsen und Gemüse), sind wir gar nicht so weit weg vom Kichidi. Nur mehr Ballaststoffe haben wir. Indische Familien haben meist einen Abend in der Woche Kichidi.
  5. Kichidi eignet sich hervorragend um Unverträglichkeiten herauszubekommen, da man Gluten, Laktose und Fructose frei isst. Man kann nun jeweils wieder eine Kategorie nach der anderen zum Essensplan hinzufügen und schauen, wie man sich dann fühlt.

Fazit und Schlusswort

Mir und meiner Verdauung geht es ganz gut. Ich freue mich nunmehr über die Abwechslung im Essen und habe erstaunlicherweise gerade gar keine Lust  auf Kaffee oder Fertigprodukte. Dennoch möchte ich genießen und koche mir immer mal wieder einen Masala Chai.

im Ayurveda soll eine Mahlzeit alle 6 Geschmacksrichtungen: Süß, Sauer, Salzig, Scharf, Bitter und Astringent abdecken

Gluten, Milch und Fruktose sind wieder in meiner Ernährung vorhanden, allerdings sehr limitiert und Obst gerade auch nur erwärmt und nicht roh.

Die Reinigungskur tat gut. Sie hat mich ein Stück mehr bewusster gemacht und ich weiß, dass ich auch von Reis und Linsen überleben kann, falls unsere Lebensmittellieferung hier doch noch abrechen sollte.

Wie mein Freund mir so schön beigebracht hat: Letzen Endes ist es nur Essen.

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