Wie ich meine Leidenschaft für das Mountainbiking wieder gefunden habe

Ich bin wieder zurück: Auf den Sattel meines funkelnden UT Edge Mountainbikes und zwar fast täglich und wenn nicht während einer Trainingsfahrt oder eines Rennens, dann zumindest bin ich gedanklich dabei Trainingsfahrten zu planen, Rennen heraus zu suchen, passende Rezepte zu entwickeln… oder, oder, oder.

Da sich in meinem Leben gerade sehr viel um das Thema Mountainbiken in Indien, Training in Indien, indische Mountainbike Rennen und indische Mountainbike Fahrer und deren Leben dreht, möchte auch ich euch gern daran teilhaben lassen und ein wenig indisches Mountainbiken in den deutschsprachigen Raum senden.

In diesen Artikel geht es nun erst einmal über mich und wie ich wieder zurück zu meiner Leidenschaft gefunden habe.

In diesem ersten Artikel soll es zunächst einmal um meine wiedergefundene Liebe zum Mountainbiken gehen.

Fahrrad gefahren bin ich schon immer gern. Zugegeben, als professionellen Sport hatte ich es nie betrieben. Aber für uns Kinder aus dem Dorf war es selbstverständlich ein Fahrrad zu besitzen und damit die täglich 9 Kilometer zur Schule und die 15 km zum Schwimmtraining (und wieder zurück) mit dem Rad zu fahren.

Daneben habe ich es schon immer als sehr spannend empfunden, mit dem Rad zu reisen. Was heute mein Beruf ist, machte ich schon früher als Teenager mit großem Interesse: Ich plante mehrtägige Radtouren für Freunde und Familie. Dabei sollten die Strecken ruhig auch etwas fordernd, aber vor allem landschaftlich reizvoll sein.

Dennoch war das Fahrradfahren immer eher eine Nebensportart. Hauptsächlich trainierte ich Leichtathletik, Schwimmen und Laufen und machte Yoga als Ausgleich dazu.

Als es mich dann vor sieben Jahren in den indischen Himalaya verschlug war es erst einmal vorbei mit dem Schwimmen und Laufen: Bis auf reißenden Flüsse, eiskalten Bergseen und heißen Schwefelquellen gab es keine Schwimmgelegenheiten und die zum Laufen ging es entweder steil bergan oder bergauf. Also setzte ich mich das erste Mal auf ein Mountainbike.

Ich war sofort verzaubert und das Mountainbiken schlug mich sofort in seinen Bann. Nicht nur, dass ich eine intensive Ausdauerbelastung durch die langen Anstiege bergauf gefunden hatte, sondern auch großes Vergnügen in den technischen Abfahrten fand, mitten durch die unberührte Landschaft des Himalaya. Auch wenn bis heute meine technischen Fähigkeiten noch deutlich zu Wünschen übrig lassen.

Hier fand ich auch wieder zurück zu meiner ursprünglichen Begeisterung für mehrtägige, ja gar wochenlange Touren, nicht nur quer durch den Himalaya, sondern durch ganz Indien.

Schlechte Straßenverhälnisse, unzählige Jeeppisten, Singletrails, hohe Pässe und abgelegene Regionen bieten sich geradezu an für das Mountainbike. Auf den Touren lässt sich neben der sportlichen Betätigung auch so viel vom Rad aus erleben!

So habe ich dann auch meinen Weg zu Mountainbike Rennen in Indien gefunden. Für mich boten die mehrtägigen Events die perfekte Möglichkeit auf organisiertem Wege tolle Strecken mit dem Mountainbike zu fahren, interessante und gleichgesinnte Sportler aus der ganzen Welt zu treffen und einfach eine gute Zeit zu haben. Rennen wie das Hero MTB Himalaya, MTB Arunachal oder die Hell Race Dhauladhar Challenge waren einfach gigantisch.

Da ich zu den wenigen Frauen in Indien gehöre, die zum Abenteuersport Mountainbiken gefunden haben, fand ich auch schnell meinen  Sponsor hero Cycles, der mich mit einem Fahrrad und Trikots ausstattete und zu diversen Rennen in Indien schickte. Aus Mangel an weiblicher Konkurrenz konnte ich sogar das ein oder andere nationale Rennen gewinnen.

Doch über die Zeit verließ mich irgendwie die Motivation. Ich schaffte es nie entsprechend für die Rennen zu trainieren und hatte zudem auch keine richtige Idee, wie man es überhaut tut. Bisher nutzte ich das Mountainbike als guten Ausdauersport und fuhr meine täglich 30 bis 40 km die Berge rauf, einfach als Fitnessprogramm und zum Abschalten. Dabei suchte ich mir am liebsten noch ein schönes Restaurant als Ziel und Motivation aus. Dadurch blieb ich zwar fit und kam in meinem Tempo auch immer alle Berge hoch, aber wirklich verbessern tat ich mich nie. Dementsprechend anstrengend waren die mehrtägigen Rennen dann auch für mich. Meistens kam ich 2-3 Stunden später als die Profifahrer ins Ziel und während der 6 bis 9 Stunden auf den Sattel kam ich sehr oft an meine körperlichen und mentalen Grenzen, zumal mich die technischen Downhills zusätzlich überforderten und ich viel schieben musste.

Hinzu kam ein etwas unprofessionelles Auftreten von meiner Seite: Mein Fahrrad war nie wirklich gut in Schuss, auch weil ich von Reparaturen keine Ahnung hatte. Auch ausrüstungsmäßig lag ich ganz weit hinten. Meine ersten Rennen fuhr ich sogar ohne Uhr, von Pulsmesser, GPS und Klickpedalen ganz zu Schweigen.

Obwohl der Spaß am Touren mit dem Mountainbike blieb, verlor ich allmählich die Motivation für Rennen und für meine eigene langweilige Praxis.

Das schlug sich auch in den Rennergebnissen im letzten Jahr 2017 nieder. Ich dachte, nun hätte es sich ausgeradelt. Keine Rennen mehr, nur noch Fahren aus Spaß.

Doch dann traf ich bei meinem letzten Rennen in abgelegenen Arunachal, weit im Nordosten Indiens, auf David.

David ist ein sehr vielversprechender indischer Mountainbiker, der zwar erst seit zwei Jahren fährt, jedoch schon jetzt zu den besten Mountainbikern Indiens gehört.

Während der neun Tage in Arunachal freundete ich mit David an. Ich war überrascht, wie professionell und ehrgeizig er den Sport anging, trotz seiner sehr begrenzten Möglichkeiten, als ein einfacher indischer Junger Mann ohne einen sicheren finanziellen Hintergrund und bescheidenen Informationsquellen und Unterstützung.

Er weckte wieder die Lust in mir, mich etwas mehr mit der Thematik Mountainbiken auseinander zu setzen und so entschied ich mich dazu, ihn einmal in Shimla zu besuchen um mit ihm zu trainieren.

Nun bin ich bereits drei Wochen hier- das erste wichtige Rennen der Saison in Indien, das MTB Shimla Rennen steht bevor.

In diesen drei Wochen hat eine riesige Veränderung in mir stattgefunden, abgesehen davon, das sich der ganze Tag nun von früh bis spät um das Mountainbiken dreht :).

Zum ersten Mal in meinem Leben, mache ich nicht mehr nur Sport, sondern ich trainiere für etwas und das macht unglaublich Spaß!

Es gibt einen Trainingsplan, ich habe eine strukturierte Trainingswoche und ich muss mich sogar anstrengen (das konnte ich soweit ganz gut vermeiden). Es gibt unterschiedliche Traningstage mit langen Ausdauerfahrten, kurzen, aber intensiven Intervallen und technischen Fahrten, die mir noch immer alles abverlangen. Ich liebe die Abwechslung. Sie bringt Spannung und erweckt Ehrgeiz in mir. Ich steige wieder mit Lust auf das Fahrrad.

Das beste daran: Ich habe noch soooo viel zu verbessern. Von meiner Kraft, zu den technischen Fähigkeiten, meiner Haltung, meiner Schnelligkeit  und, und , und.. also langweilig wird mir ersteinmal bestimmt nicht.

Ich dehne mich, mache Faszientraining und Kraftsport. Meine tägliche Yoga Praxis ist mit Atemübungen und Asanas ganz auf mein Mountainbike Training abgestimmt. (Auch dazu werde ich noch ausführlicher schreiben).

Ich verbringe meine Freizeit damit, Trainingspläne zu studieren, Fahrradmagazine zu durchstöbern und online bessere Mountainbike Ausrüstung zu ergattern. Nun möchte ich auch einen Fahrradcomputer, einen guten Helm und vernünftige Reifen! Vorher ging es auch immer irgendwie ohne. Oh man… da kann man schon auch recht viel Geld lassen.

Am meisten überrascht mich, wie sehr ich meine Ernährung umgestellt habe. Als mir vorher Freunde davon erzählt haben, sie würden Shakes frühstücken, dachte ich noch: “ Na auf mein Käse-Avocado-Omelette-Baguette verzichte ich bestimmt nicht“.

Nun bin ich fast süchtig nach dem selbstgemachten Bananenshake mit Nüssen und frischen Obst.

Auch der Haferpflockenbrei gehört mittlerweile zu meinen Liebliengsessen. Insgesamt ist mein Milchkonsum von 0 l auf ca einen 1/2 l gestiegen.

Es wird selbst gekocht: Gesund und meistens indisch. Reis, Gemüse, viel indischen Käse, ab und zu Fleisch… ach und die gekochten Eier- fast hätte ich sie vergessen. Auch der Ernährung werde ich wohl einmal einen gesamten Artikel widmen.

Mein Fahrrad ist auch wieder in Schuss. Eine funktionierende Federung, gute Bremsen und ordentliche Reifen machen schon was aus.

Ja. Das Mountainbiken ist gerade ein sehr großer Bestandteil meines Lebens.

Zu verdanken habe ich diesen Wechsel wohl David. Das meiste lerne ich gerade von ihm und noch immer bin ich ganz überrascht, wie er sich all dieses Wissen selbstständig aneignet, für sich trainiert mit dem ehrgeizigen Plan, ein professioneller Mountainbiker und Radsportler zu werden. Das Potenzial hat er auf jeden Fall.

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