Das dritthärteste Mountainbike Rennen der Welt: MTB Himalaya in Indien

Ein Bericht der Teilnehmerin Sarah Appelt

Infos zum Hero MTB Himalaya Rennen

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9 Tage, davon 7 Renntage, 630 km , 15000 Höhenmeter, 68 Teilnehmer. Das sind die Fakten des 11. Hero MTB Himalaya, das vom 26. 09. bis zum 04.10. statt gefunden hat.

Doch diese Fakten beschreiben nicht annähernd das emotionale und anspruchsvolle Rennen über die abgelegenen Gebirgsketten des  indischen Himalayas.

Kleine traditionelle Dörfer, steile Pfade, rauschende Wasserfälle, dichte Wälder und winkende Kinder am Wegesrand waren tägliche Begleiter auf den  teilweise 100 km Meter langen Tagestrecken, bei denen im Schnitt über 2000 Höhenmeter überwunden werden mussten. Über kleine Singletrails, schlammige Waldstraßen und steinige Pfade schängelten wir uns auf- und abwärts und hatten dabei auch den einen oder anderen Berpass zu erklimmen.

MTB Himalaya

Das Rennen war eine große Herausforderung für fast jeden der 68 Teilnehmer, die eine bunte Mischung aus Profis, Amateuren und ehemaligen Profirennfahrern, wie z.B. Reinmund Dietzen, bestanden.

Reimund Dietzen, ehemaliger Tour de France Teilnehmer und erstplazierter in der Master-Kategorie
Reimund Dietzen, ehemaliger Tour de France Teilnehmer und erstplazierter in der Master-Kategorie beim MTB Himalaya 2015

Mittlerweile ist das mehrtägige Rennen kein Geheimtipp mehr und interessierte und talentierte Fahrer aus der ganzen Welt haben in diesem Jahr ihren Weg nach Indien gefunden, nicht nur um sich zu messen, sondern vor allem, um das einzigartige Erlebnis einer mehrtägigen Tour im noch weites gehend unbekannten Teil des Himalayas erleben zu dürfen.

Dieses Jahr gab es  44 ausländische Teilnehmer aus 12 verschiedenen Nationen, wobei Portugal, Spanien, Deutschland, Nepal und die Niederlande besonders stark vertreten waren.

Neben vielen„normalen“ Mountainbikern, deren Hobby es ist, mehrtägige Rennen auf der ganzen Welt zu fahren, waren auch „große Namen“ mit dabei. Catherine Williamson aus England , Luis Leao Pinto und  Ilda Perreira Aus Portugal, Pau Zamora aus Spanien und Andi Seewald und Reimund Dietzen aus Deutschland sind alle erfolgreiche Mountainbiker, die schon viele internationale Rennen gefahren sind und auch gewonnen haben.

Das Spitzenteam mit Luis Pinto und Andi Seewald
Das Spitzenteam mit Luis Pinto und Andi Seewald

Unter den mehr oder weniger erfahrenen Mountainbikern, verbarg sich auch meine Wenigkeit. Wobei ich mich eindeutig zu den eher weniger Erfahrenen zähle, handelte es sich doch um mein erstes Fahrradrennen überhaupt.

Als Organisatorin für Trekking-, Kletter-  und Mountainbiking Touren in Indien, pendle ich mittlerweile seit 5 Jahren zwischen Deutschland und Indien hin und her. Im Himalaya-Staat Himachal Pradesh halte ich mich bei meinen Indienaufenthalten zu meist auf und spiele schon seit Jahren mit dem Gedanken an einer Teilnahme, kam jedoch aus zeitlichen und finanziellen Gründen bis jetzt  nie dazu. Auch von Seiten der Organisatoren wurde versucht, mich zu einer Teilnahme zu motivieren, um den Mountainbike Sport in Indien auch unter den Frauen mehr  bekannt zu machen. Immerhin hatten wir in diesem Jahr sieben weibliche Teilnehmerin, darunter jedoch nur eine Inderin am Start. So bin ich also 2015 tatsächlich eine dieser sieben und möchte im Folgenden meine Erlebnisse und Eindrücke von dem Rennen in Form kleinerer Tagebucheinträge schildern.

26.09.2015, Tag 1

Tag der Registrierung

Ankunft in Shimla, Startort des Rennens und Hauptstadt des Bundesstaates Himachal Pradeshs. Als ehemalige Sommer-Hauptstadt der Briten, hat das kleine Städtchen auf 2000 m Höhe ihren britischen Charme bewahrt und ein steter Strom von indischen Touristen besucht Shimla vor allem in den Sommermonaten, aufgrund der angenehmen kühlen Temperaturen.

Shimla
Shimla

Auch mich verschlug es das erste Mal hierher. Viel von der Stadt selbst bekam ich jedoch nicht mit, ging es doch auf direktem Wege zum Hotel, welches uns der Veranstalter Hastpa für die erste und letzte Nacht des Rennens gebucht hatte.

Das East Bourne Hotel ist ein sehr komfortables Seminar Hotel mit gemütlichen Zimmern und einer tollen Terrasse.

Ich war schon mächtig aufgeregt, wurde jedoch von den Organisatoren nett empfangen und bekam auch schon gleich mein Begrüßungspaket mit Startnummer, Chip, Jersey, Rucksack und Tourenprofil. Oh je, als ich langsam durch die Tagesprofile der täglichen Etappen blätterte, bestätigte sich meine Vermutung, das dieses Rennen eine Herausforderung werden sollte: Steile Ab- und Anstiege, lange Tagesdistanzen, viele Höhenmeter und alles auf unbefestigten Pfaden und Straßen!

Ein hartes Rennen mit täglich bis zu 3000 Höhenmetern
Ein hartes Rennen mit täglich bis zu 3000 Höhenmetern

Zwar schätze ich mich selbst als relativ fit ein, kam ich doch gerade erst von einer mehrtägigen Manali-Leh Highway Mountainbike Tour zurück, bei der es über mehrere 5000 Meter Pässe ging, doch auch beim Anblick der Fahrräder der anderen Teilnehmer, wurde mir schnell bewusst, dass ich hier mit meinen Trek 4500 wohl etwas naiv an die Sache gegangen bin. Alle anderen Mountainbikes hatten leichte Carbon Rahmen, 29er Räder, um besser über loses Geröll zu kommen, Clippedalen, dicke Reifenprofile und oft eine Vollfederung. Na toll!

Mein Trek 4500- ein tolles Fahrrad, aber doch nicht ganz den Ansprüchen des MTB Himalaya Rennens genügend
Mein Trek 4500- ein tolles Fahrrad, aber doch nicht ganz den Ansprüchen des MTB Himalaya Rennens genügend

Nichtsdesto trotz blieb ich selbstbewusst. Mein Ziel war nicht, vorne mit dabei zu sein, sondern durch zu halten und meinen Trainingszustand zu testen und  eine gute Zeit mit anderen Mountainbikern zu haben. Besonders letzteres schien realistisch und vielversprechend.

Schon meine Zimmermitbewohnerin Laxmi aus Nepal war sehr nett und gleich beim Abendbrot freundete ich mich mit Andi Seewald und seinem Mechaniker  Radl Rasti an. Andi hatte seine Ziele hochgesteckt und kündigte an, dass er das Rennen gewinnen wolle, obwohl es auch für ihn das erste mehrtägige Etappen Rennen sein sollte. Mit Rasti konnte ich gleich ausmachen, dass er auch einmal ab und zu ein Auge auf mein Bike haben würde, denn bis auf einen Schlauchwechsel kannte ich mich in Sachen Reparatur nicht wirklich aus! Was für ein Glück!

Laxmi, Teinehmerin aus Nepal, eine gute Freundin und Drittplazierte!
Laxmi, Teinehmerin aus Nepal, eine gute Freundin und Drittplazierte!

Wir genossen das leckere Abendbrot- Buffett , bestehend aus indischen und kontinentalen Köstlichkeiten. Dann gesellte sich noch ein weiterer Deutscher zu uns: Hinrich lebt in Delhi und arbeitet dort als Manager für das große Hero Fahrrad- Unternehmern, welches auch der Hauptspondor des Rennens ist.

Hinrich sollte in den nächsten Tagen eine gute Stütze und Freund für mich werden.

27.09.2015 Tag 2

Shimla- Gadakuffar 86 km

MTB Himalaya

Ein frühes Frühstück um 6:30 Uhr, denn um 8:00 Uhr hieß es Flag off und erst einmal für 16 km zum offiziellen Start. Auch 16 km können schon lang sein, vor allem wenn es auf und ab geht, sodass ich eigentlich schon beim eigentlichen Ziel erst einmal eine Pause gebraucht hätte, hatte ich doch auch zum Frühstück nicht genügend gegessen.

Doch in fünfer Abständen ging es gleich hinab, einen steilen Abhang mit viel losem Geröll und teilweise auch auf einem schmalen Pfad. Genauso steil wie es hinab ging, ging es auch wieder hinauf. So steil, dass einige sogar schoben. Ich hielt mich wacker auf meinem Fahrrad und freute mich als ein 20 km langes flacheres Stück folgte. Nun war ich ganz alleine. So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt! Waren wir nicht insgesamt 70 Teilnehmer und nun hatte ich die ganze Strecke für Stunden für mich alleine?

Der erste Hunger kündigte sich an und ich genehmigte mir einen Riegel. Ich war es nicht gewohnt, so lange Strecken ohne richtige Pausen zu fahren musste mich während der nächsten Tage daran gewöhnen, mit hoch kalorischen Bars und Getränken regelmäßig zwischendurch zu stärken. Das gelang am heutigen Tag noch nicht so gut! Ich hatte totalen Hunger, ließ den ersten Verpflegungspunkt dummerweise aus (ich wollte ja keine Zeit verlieren) und sehnte mich dann sehr nach dem 2. Verpflegungspunkt. Der sollte aber erst recht spät, nach einigen weiteren Auf- und Abstiegen kommen. Schnell verspeiste ich 2 Bananen und einen Energydrink, dann ging es auf die letzten 20 km, die sich ewig hinzogen!!! Nach insgesamt 86 km und und 5 ½ Stunden erreichte ich wieder völlig ausgehungert, schmutzig und erschöpft das Camp!  Ich hatte nun eine leise Vorahnung, was mich in den nächsten Tagen erwarten würde, war es doch heute eine der kürzeren Strecken gewesen. Oho!

Nichstdesto trotz war das Camp, auf welches ich vom Ziel hinab blickte, ein Traum: Auf einer grünen Lichtung standen ordentlich aufgereihte blauleuchtende Zelte. Als ich das Camp endlich erreichte, freute ich mich über mein kleines Einzelzelt mit dicker Luftmatraze, eine heiße Dusche im Duschzelt und leckere Snacks aus dem Speisezelt.

Die Snacks, bestehend aus Rührei, indischen Pakora (fritiertes Gemüse), gebackenes Hänchen und Popkorn mit einem heißen indischen Tee, stärkten mich schnell. Es war gemütlich im Camp und während des Abendbrots kam ich endlich auch mit dem anderen Fahrern in Kontakt, die teilweise schon seit 2 Stunden im Camp waren.  Zwei Portugiesen kamen auf mich zu und waren ganz erstaunt, dass ich es überhaupt mit meinen Fahhrad bis ins Ziel geschafft hatte, die englische Spitzenfahrerin Catherine zeigte mir das Camp und mit Hinrich, der sogar später als ich ins Ziel kam, beweinten wir unsere körperlichen Schmerzen, die sich leider nicht nur auf unsere Beine beschränkten.

Das Camp
Das Camp

Nach dem Abendbrot, dann noch schnell die Auswertung des Tages und ab ging es ins gemütliche Zelt. Ich schlief sofort ein.

28.09. 2015 Tag 3

Gaddakuffar- Khegsu 107 km

MTB Himalaya

An diesem Morgen ging es mir gar nicht gut. Mein Körper verarbeitete noch den gestrigen Tag, wir mussten wieder früh raus und ich war schlecht gelaunt. Doch nach einem guten Frühstück und etwas Öl auf der Kette meines gesäuberten Bikes, um das sich Rasti am letzten Abend gekümmert hatte ( er musste neue Bremsbelege anbringen), sah die Welt schon wieder anders aus.

Tatsächlich hatte ich auch einen recht guten Start auf einem einfachen Anstieg, der dann in eine recht ruckelige Abfahrt mit Singletrails über ging, auf der ich sehr langsam war und teilweise absteigen musste. Die meisten Biker sah ich schon gar nicht mehr!

MTB Himalaya

Also war ich wieder alleine und so sollte es auch für die nächsten 6 Stunden bleiben.

Auf dem nächsten steilen Anstieg hoch nach Narkanda, einer Ski-Station, konnte ich etwas aufholen. Berghoch war ich einfach besser!

Ich genoss eine sanfte Abfahrt über Grass und Moos  und dann ging es weiter hinab, auf einer kleinen Straße. Ich passierte viele kleinere Dörfer mit freundlichen Kindern, die mir sogar Äpfel anboten! Sorry, aber dafür war leider keine Zeit!

Diesmal  aß ich von Anfang an mitgenommene Riegel, Schokolade und Bananen. Oh Mann, was man alles so Essen darf, wenn man Stundenlang auf dem Sattel sitzt!. Es ging wieder steil bergauf für die zweite Runde hoch nach Narkanda. Die 8 km flachere Strecke durch den Wald nahm einfach kein Ende. Dann endlich, kam die Straße in Sicht und damit ging es auf eine 30 km lange Abfahrt hinab zum Satluj Fluss. Leider bin ich kein Downhill Freund und so litt ich eher bei der ruckeligen Abfahrt über viel loses Gestein und war auch nicht wirklich schnell. Meine Federung war eben nicht die beste und die kleineren Anstiege zwischendurch machten es auch nicht leichter!

Als ich nach 97 km endlich ins Ziel kam, war ich fix und fertig und bei dem Gedanken an den nächsten Tag, hatte ich große Zweifel ob ich das Rennen überhaupt schaffen würde! Immerhin sollte morgen der härteste Tag des Rennens werden und meine Energie war heute schon am Ende!

Ich bin total erschöpft, als ich das Camp erreiche
Ich bin total erschöpft, als ich das Camp erreiche

Ich musste mich dann sogar noch 10 km Freeride zum Camp quälen. Insgesamt benötigte ich fast 8 Stunden. 8 Stunden reine Fahrtzeit –  nur mit kurzen Ess- und Toiletten Stops, das war ich wirklich nicht gewohnt!

Im Camp angekommen, gab ich einfach nur mein Fahrrad ab und stürzte mich aufs Essen, eine heiße Dusche und dann Snacks. Die Tage schienen hier nur aus Fahren, essen und schlafen zu bestehen.

Ich bedauerte, wieder so spät im Camp angekommen zu sein, war die Campzeit doch die spaßigste Zeit des Tages. Es tat gut, sich mit den Fahrern auszutauschen, zu schwatzen und zu lachen.

Leider war die Stimmung am heutigen Nachmittag etwas gedrückt: Zwei Fahrer waren schwer gestürtzt. Einer mit gebrochener Schulter, der andere hatte sich die Hüfte gebrochen. Ich sah noch, wie er mit dem Krankenwagen abtransportiert wurde.

Kritische Stimmen aus den Reihen der Profis kamen auf. Auch sie fanden die Etappe eindeutig zu lang, woraus Unkonzentriertheit resultiert.

Etwas erleichtert war ich ja schon, dass nicht nur mir die Tage auf dem Sattel zu lang waren, sondern auch den Profis, die ja sogar ein paar Stunden vor mir ankamen. Ich war stolz, dass ich den Tag gemeistert hatte und wie alle anderen nahm ich mir für die nächsten Tage einen noch vorsichtigeren Fahrstil vor. Sollte das überhaupt möglich sein?!

Mein Körper schmerzte wie die Hölle. Interessanter Weise waren es mehr Arme, Handgelenke, Nacken und Rücken die total verspannt waren, weniger die Beine. Wie gut, dass wir ein Team Physiotherapeuten mit dabei hatten, und so genoss ich eine Ganzkörper- Akkupressur- Massage. Gute Nacht.

29.09.2015 Tag 4

Khegsu- Kullu Saharan 106 km

MTB Himalaya

Aufgrund der kritischen Stimmen und der Verletzungen am Vortrag, wurde die eigentliche „Königsetappe“ um 25 km gekürzt, so dass sie zu einer der einfacheren Etappen des gesamten Rennens wurde!

Erstaunlicherweise wurde der heutige Tag zu meinem Stärksten, trotz der beiden Vortage.

Die Kürzung der Strecke motivierte mich und ebenso der morgige Ruhetag.

Für 25 km bergauf auf asphaltierter Straße hielt ich gut mit, dann kamen kleinere Abfahrten, jedoch auch meistens asphaltiert, sodass ich gut runter rollen konnte. Diesmal bediente ich mich an den Verpflegungsstationen ausgiebig: Bananen, Sandwiches, Eier: Ich brauche Energie!

Für Catherine aus England, der finalen Siegerin, geht es durch die Kornfelder hoch ins Dorf Saharan
Für Catherine aus England, der finalen Siegerin, geht es durch die Kornfelder hoch ins Dorf Saharan

Die letzten 14 km hoch nach Kullu Saharan, einem kleinen kulturreichen Dorf, hauten jedoch noch einmal rein. Es wurde sehr steil und sehr steinig, sodass es sich nicht vermieden ließ, sogar ab und zu einmal abzusteigen. Schneller als 3-4 Stunden pro Kilometer war ich nicht und das nagte, kam ich doch einfach nicht vorwärts. Doch auch der längste Kilometer geht irgendwann zu ende und so erreichte ich nach zwei Stunden bergauf endlich das nächste Ziel und ein schönes Camp hoch auf 2200 m. Mit knapp 7 Stunden war ich diesmal im guten Mittelfeld und schaffte es sogar noch zum Mittagessen.

Heute war jeder etwas ausgelassener, stand uns doch ein Ruhetag bevor. Noch schnell eine Massage und später das Abendbrot, dann  ab ins Bettchen. Ich war Hundemüde und brauchte nur die Augen zumachen um in einem traumlosen Schlaf zu versinken! Gute Nacht!

30.01.2015 Tag 5

Ruhetag

Ich nahm den Begriff Ruhetag genau und ließ das Fahrrad stehen. Andere Rennteilnehmer schwangen sich doch tatsächlich für ein paar Stunden aufs Bike oder machten Spaziergänge. Ich konnte nicht und wollte auch nicht!

Mein Tag bestand aus viel Schlaf, Essen, guten Unterhaltungen und Waschen. Ich musste gewaschen werden, mein Fahrrad und auch meine Wäsche. Da war der Tag doch ziemlich gut ausgefüllt!

Andi und Hinrich stärken sich für den nächsten Tag
Andi und Hinrich stärken sich für den nächsten Tag

Auch nutzte ich den Nachmittag für etwas Yoga und ich fand auch gleich Gesellschaft einiger indischen Dorfkinder, die sich eifrig mit dehnten.

01.10.2015 Tag 6

Kullu Sarahan- Bahu 101 km

MTB Himalaya

Wieder eine lange Etappe, die mit der  14 km langen ruckeligen Abfahrt von Kullu Sarahan begann. Großartig. Zwar hatte Rasti was mit meiner Federung gemacht, dennoch quälte ich mich über die Steine und erreichte als letzte das ende der Abfahrt. Nun, da hatte ich jetzt gut aufzuholen und das tat ich auch. 60% der heutigen Strecke waren gleich der Strecke des vorigen Tages, also viel Asphalt und viel berghoch. Dazwischen immer wieder anspruchsvolle Abfahrten bis es zum letzten 10 km langen Anstieg ging. Der Tag war mit über 7 Stunden wieder lang, aber es war ein guter Tag für mich gewesen. Dennoch war ich wie ausgelaugt und musste nach dem Abendessen schnell ins Zelt verschwinden, konnte ich doch meine Augen einfach nicht mehr aufhalten!

Die gemütlichen Zelte laden zum ausruhen ein- ich habe sie leider nie lange bei Tageslicht gesehen
Die gemütlichen Zelte laden zum ausruhen ein- ich habe sie leider nie lange bei Tageslicht gesehen

02.10.2015

Bahu- Gada Gushaini 80 km

MTB Himalaya

Trotz der „ nur“ 80 km sollte heute einer der härtste

Renntage sein.

Jeder der Fahrer war am Morgen besonders nervös und versuchte sich auf den Tag mit extra Energie in Form von Gel und Elektrolyten vorzubereiten.

Heute sollte es auf den Jalori Pass, mit 3010 Metern, der höchste Punkt des Rennens, gehen. Fast 3000 Höhenmeter galt es heute zu bewältigen!

Am höchsten Punkt der Tour: Wir haben 15 min Zeit um den Tempel zu besuchen
Am höchsten Punkt der Tour: Wir haben 15 min Zeit um den Tempel zu besuchen

Der Anstieg war sehr steil und dem entsprechend auch sehr langsam. Zwischendurch wurde noch eine Schlaufe eingebaut, bei der es auf engen Pfaden durch einen dichten Wald ging. Für mich wieder eher eine Schiebe- Passage, die auch Zeit kostete. Ob ich es wohl heute vor der Streckenschließung bis 18 Uhr schaffen würde im Ziel zu sein? Ich setzte alles daran.

Die letzten 4 km hoch zum Pass waren besonders steil. Zwar hielt ich mich auf dem Sattel, doch wäre Schieben vielleicht doch schneller gegangen.

Trotz der Anstrengung- die Landschaft ist überweltigend
Trotz der Anstrengung- die Landschaft ist überweltigend

Dann eine 10 km lange Abfahrt und zum Leidwesen aller Fahrer noch einmal 20 km bergauf! Oh nein. Ich war am Ende und hielt mich nur mühsam auf dem Rad und erreichte 17:30 schließlich das Camp! Yeah! Noch gerade so vor Einbruch der Dunkelheit und vor Streckenschließung!

Mit über 8:30 Stunden Fahrtzeit mein bis dahin längster Tag. Durch diese langen Tage auf dem Sattel, verkürzten sich leider meine Stunden im Camp und damit auch meine Regenerationszeit für den nächsten Tag. Ich fieberte dem Ende des Rennens entgegen. Ich konnte nicht mehr!

Von den Spitzenfahrern selbst bekam ich natürlich wenig mit. Pintu, Andi und Pau lieferten sich jeden Tag ein Kopf an Kopf rennen, wobei der Portugiese Pintu immer mit dem Tagessieg enden konnte. Bei den Frauen blieb Catherine vorn, mit einem großen Abstand zu Ilda und der Nepalesin Laxmi. Ich war zwar nun auf Platz vier, hatten doch die anderen Teilnehmerin das Rennen abbrechen müssen, doch an die drei kam ich beim besten Willen nicht mehr heran!

03.10.2015

Gada Gushaini-Chindi 98 km

MTB Himalaya

Ich will nicht mehr! Bitte versteht mich nicht falsch: Das Rennen ist toll! Ich genieße es, hier zu sein, alles ist super organisiert, großartige Landschaft, leckeres  Essen und beeindruckende Menschen, die zu guten Freunden wurden. Doch die Renntage sind einfach zu lang für mich. Meine Energie ist aufgebraucht.

Trotzdem setze ich mich auch an diesem Morgen wieder aufs Rad, bin aber ziemlich unmotiviert: schon wieder knapp 100 km.

MTB Himalaya

Und diese 100 km ziehen sich. Für mich ganz besonders, bin ich doch auch langsam, wenn es bergab geht!

Bei der nächsten Schlaufe, bei der es 10 km bergauf und 10 km bergab geht (wieder sehr steil), kommen mir die ersten Fahrer schon wieder entgegen. Oh nein.

Doch mein Wille ist stark und ich kann mich quälen. Wieder wurde es ein einsamer Tag und diesmal sogar mein längster: 9:30 Stunden reine Fahrtzeit. Erst kurz nach 18 Uhr rollte ich als Letzte ins Ziel! Tröstlich zu wissen, dass andere Biker gar nicht mehr dabei sind, weil sie abgebrochen haben.

Mir war es schon unangenehm, dass die Streckenposten immer nur noch auf mich warteten. Aber ich hatte keine Wahl: Ich will dieses Rennen durchfahren!

Tatsächlich versuchte man mich auf eine kürzere Strecke umzuleiten. Doch ich verweigerte mich: Ich fahr das jetzt hier durch!  Und ich schaffte es auch, obwohl die letzten 5 km wieder sehr, sehr steil und mühsam waren!

04.10.2015

Chindi- Shimla 76 km

MTB Himalaya

Ok. Noch ein letztes Mal Quälen. Das kann ich. Glücklicherweise ging es fast 50 km bergab, sodass ich die ersten 3 Stunden das Fahrrad auf guter Straße fast nur Rollen ließ. Dann kam natürlich noch ein 20 km Hammeranstieg durch dichten Wald und sehr losem Untergrund. Aber was solls. Nur noch ein paar Kilometer und das Rennen ist geschafft!

Mittlerweile tat mir nun auch schon das Gesäß weh. Ich konnte einfach nicht mehr sitzen.

Als ich endlich ins Ziel rollte war ich überglücklich! Wow. Ich hatte es geschafft, hatte genug Willensstärke bewiesen und dieses Rennen durchgehalten! Nie hätte ich im Vorfeld gedacht, dass das Rennen so anstrengend werden würde. Eine der größten sportlichen Herausforderungen meines Lebens!

Einfahrt ins Ziel- Einen weiteren tag überstanden
Einfahrt ins Ziel- Einen weiteren Tag überstanden

Doch auch ein Wahnsinnsereignis, dass ich so schnell nicht vergessen werde! Ich habe gute Freunde aus der ganzen Welt gefunden, viel über das Mountainbiken und auch etwas mehr über mich selbst gelernt!

Ich freute mich auf die Nacht in einem weichen Bett, auf eine lange Dusche und den letzten relaxten Abend mit dem gesamten Team, bestehend aus Organisatoren und Teilnehmern.

SO sehen SIeger aus
So sehen Sieger aus

Bei der Plazierung hat sich nicht viel getan. Pintu ist vor Andi und Pau aufs Podium gekommen. Bei den Frauen waren es Chatherine, Ilda und Laxmi.

In der Master Kategorie hat es zum zweiten Mal in Folge der deutsche Reimund Dietzen geschafft, vor dem Italiener Balboni und dem Spanier Falco.

Ich selbst bin eine der vier Frauen, die das Rennen geschafft haben.

Insgesamt sind nur 40 Teilnehmer von 68 durch das Rennen gekommen. Ich als 36. Immerhin.

Im nächsten Jahr komme ich wieder, dann aber mit einem anderen Fahrrad!

Chalo! Reisen organisiert ein Komplett Paket zum MTB Himalaya Rennen mit einer anschließenden kleinen Mini-Reise.

Hier der Renn Bericht 2016– da war ich schon ein wenig besser in Form.

Und hier ein Vergleich zwischen der Bike Transalp und dem MTB Himalaya Rennen.

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